Murat Coşkun – Porträt des Musikers
Der international renommierte Perkussionist Murat Coşkun ist eine außergewöhnlich vielseitige und kreative Künstlerpersönlichkeit: Spielend bewegt er sich in den unterschiedlichsten musikalischen Welten des Orients und Okzidents, engagiert sich in verschiedenen Stilrichtungen wie der Weltmusik, der Alten Musik, dem Jazz und experimenteller Perkussion, komponiert und doziert.
Auch wenn seine Musik inzwischen grenz- und spartenübergreifend ist, treten seine musikalischen und kulturellen Wurzeln immer wieder deutlich hervor: Als Sohn einer türkischen Einwandererfamilie wurde Murat Coşkun früh geprägt von der Musik und Kultur seiner Familie. In Deutschland aufgewachsen adaptierte er ebenso die westliche Musik und Lebensart. Dadurch hat er schon immer ganz selbstverständlich orientalische Rhythmen und Melodien mit den Klangvorstellungen der abendländischen Kultur verbunden.
Murat Coşkun, der sich in seiner Kunst immer wieder mit dem Begriff der Heimat auseinandersetzt, definiert Heimat folgendermaßen:
„Heimat ist für mich kein Ort, sondern ein Zustand, den man in bestimmten Situationen, an bestimmten Orten, bei bestimmten Anlässen, bei bestimmtem Essen erreicht. Dadurch hat man mehrere „Heimate“, die sich auch mal widersprechen. Die Heimat ist also immer mit mir - oder manchmal auch nicht.“
Die intensive Beschäftigung mit den Themen Heimat und auch der Spiritualität in der Musik hat ihn dazu gebracht, sich unterschiedlichsten Kulturen zu öffnen, sich von diesen inspirieren zu lassen und sich ein großes Rhythmus- und Musikrepertoire anzueignen. Er schöpft dabei aus seinen zahlreichen Forschungsreisen nach Istanbul, Damaskus, Isfahan und Mauretanien. In seinem Studium der Orientalistik und Musikethnologie befaßte er sich mit der Musik Vorderasiens und Osteuropas und schuf sich damit das theoretische Fundament für seine Kunst.
Zu Murat Coşkun`s zentralem Instrumentarium gehört die Rahmentrommel, die in seinen Augen sämtliche Musikkulturen auf einen gemeinsamen Nenner bringt. Sie ist das wohl älteste und ursprünglichste Instrument der Welt und ist wie kaum ein anderes Instrument in allen Kontinenten beheimatet. In den meisten Kulturen wird sie in erster Linie von Frauen gespielt und ist in den unterschiedlichsten musikalischen Bereichen zu hören: ob als rituelles Instrument der Schamanen oder als Begleitinstrument für Hochzeiten und Feiern, ob bei sakraler Musik oder bei weltlichen Konzerten.
Zur Rahmentrommel kam Murat Coşkun allerdings nicht über seine Mutter, die früher selbst Rahmentrommelspielerin war, sondern über seinen Perkussionslehrer Glen Velez, der ihn sowohl durch sein Spiel als auch durch seine musikalischen Anschauungen stark beeinflusst hat.
Seine Konzerte führten ihn u.a. in ganz Europa, nach Asien (Mongolei, Südkorea, Vietnam, Indonesien, Laos, Kambodscha), die USA, den Iran, nach Israel, Nordirak, Sudan, Algerien, Marokko, Tunesien. Hierbei ist er in unterschiedlichsten Formationen unterwegs,
Als herausragender Exponent seines Fachs bereichert er als Solist mit seinen Rahmentrommeln diverse Projekte und Klangkörper wie zum Beispiel das National Chinese Orchestra Taipei, Metropol Orchestra (Hilversum), FBO (Freiburger Barockorchester), NDR Rundfunk-Symphonieorchester, Tonkünstler-Orchester Österreich, WDR Rundfunkorchester, Brandenburgisches Staatsorchester) und leitet seit 2022 das internationale „Frame Drum Orchestra“.
Er war jahrelanger Wegefährte des Klezmer-Meisters Giora Feidman und musikalischer Partner von Hille Perl, Michel Godard, Bettina Castano, Avi Avital, David Friedman, Enrique Ugarte, Gianluigi Trovesi oder dem 5-fachen Grammy-Gewinner Glen Velez.
Die Bühnenarbeit Murat Coşkuns wird durch seine Tätigkeit als Studiomusiker ergänzt, er tritt auch als Komponist für zahlreiche CD- und Theaterproduktionen in Erscheinung. TV- und Rundfunkproduktionen – mit ihm und über ihn – runden sein künstlerisches Profil ab (u.a. ARD, ZDF, ARTE, Deutschland Radio, BR, SWR, WDR, ORF).
Dem Perkussionisten war neben der Ausübung seiner Kunst auch die Vermittlung seiner musikalischen und künstlerischen Erfahrungen immer schon ein großes Anliegen. Durch seine internationale Dozententätigkeit bei zahlreichen Rahmentrommel-Masterclasses und Workshops verfügt Murat Coşkun über die nötige Kompetenz, die Kunst des Rahmentrommelspielens einfach und einfühlsam zu vermitteln. Er brachte 2004 weltweit eine der ersten Rahmentrommel-DVDs "Finger Dance" heraus, hat zahlreiche Online-Tutorials produziert und war selbst an Neuentwicklungen von Rahmentrommeln beteiligt (u.a. als Endorser von Schlagwerk Percussion und Anklang Musikwelt). Seit 2014 ist leitet er die Globalpercussion-Abteilung der Popakademie in Mannheim.
Eines der größten Anliegen Murat Coşkuns ist der Austausch der Kulturen. Aus dieser Idee heraus gründete er 2006 „Tamburi Mundi“ - das Internationale Festival für Rahmentrommeln, welches inzwischen einen wichtigen Stellenwert in der internationalen Rahmentrommelszene erlangt hat. Als musikalischer Leiter vereint er hier knapp eine Woche lang die renommiertesten Rahmentrommelspieler aus den verschiedensten Kulturen.
Murat Coşkun gilt als ein wichtiger und fester Bestandteil der internationalen Musikszene und gehört weltweit zu den gefragtesten Rahmentrommelspielern. Er wurde 1998 für sein oriental-jazz-ensemble FisFüz mit dem SWR-Weltmusikpreis ausgezeichnet, erhielt 2004 den internationalen ZMF-Preis und 2024 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Freiburg (Reinhold-Schneider-Preis).